Freitag, 30. Dezember 2016

Computerkurse für Dreijährige

Was sind denn das für Zeiten? Computerkurse für Dreijährige? Warum nicht gleich Algebra oder Evolutionsbiologie, Quantenmechanik oder die Chinesische Schrift? Oder wie entwickle oder entschärfe ich tödliche Finanzmarktinstrumente, je nach Präferenz?

Es wird immer toller. Anstatt Kindern ihre Kindheit zu belassen und dafür zu sorgen, dass sie im Spielen die Welt entdecken, überladen wir sie mit vom Ehrgeiz der Eltern und Erzieher getriebenen Themen, für die noch genügend Zeit bleibt, wenn sich Phantasie und Kreativität, Charakter und Herzensbildung entwickeln konnten.

Es gibt sogar schon Vorschläge, Kinder mit Smartphones zu überwachen, sie in feste vorschulische Termine einzuzwängen. Es wäre besser, sich darum zu kümmern, dass aus den Kleinen Menschen werden, die selbständig denken und handeln können, die Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Umwelt empfinden, daran fehlt es vielen Erwachsenen nämlich am meisten.







Mittwoch, 14. Dezember 2016

Von Menschen und Schimpansen



Gehirngröße: Punkt-Mutation mit riesigen Folgen



Der Expansion des menschlichen Großhirns während der Evolution liegt wahrscheinlich eine winzige Veränderung in einem einzigen Gen zugrunde







Forscher am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden haben eine spektakuläre Entdeckung gemacht: Eine Punktmutation, also der Austausch nur eines einzigen Basenpaars in der DNA dieses Gens (davon gibt es rd. 3 Milliarden), ist dafür verantwortlich, dass sich beim modernen Menschen mehr Hirn-Stammzellen bilden – die Voraussetzung für ein größeres Gehirn.

Diese Mutation hat vermutlich zwischen 1,5 Millionen und 500.000 Jahren vor unserer Zeit stattgefunden und dafür gesorgt, dass sich Hirn-Stammzellen anders verhalten und das Großhirn deutlich expandieren lassen.

Noch nicht geklärt ist, warum wir von diesem Gehirn so wenig Gebrauch machen.


Der ganze Artikel hier:

https://www.mpg.de/10849060/gehirngroesse-punktmutation?filter_order=LT&research_topic=BM-NB

Marcello Mastroianni


Der grosse italienische Schauspieler Marcello Mastroianni, obwohl im Walk of Fame in Hollywood verewigt, machte sich herzlich wenig aus amerikanischen Rollen und Filmangeboten. Die Amerikaner wollten, dass er Englisch lernt und den Latin Lover spielt. Er liess sich die zugesandten Drehbücher übersetzen, warf dann einen Blick hinein und sagte dann, "um Himmels Willen".





Quelle: http://www.thefamouspeople.com/profiles/images/marcello-mastroianni-2.jpg

Eines Tages, als wieder ein Skript auftauchte, meinte er, dass er gerne einen Western mit einem taubstummen Sheriff spielen würde. In Wirklichkeit spielte er jedoch in über 150 Filmen, die er in 47 Jahren gedreht hatte, immer nur sich selbst. Entdeckt hatte ihn Luchino Visconti in einem Laientheater.

Sein Todestag jährt sich am 19.12.2016, er starb 1996 in Paris im Alter von 72 Jahren.

Montag, 12. Dezember 2016

Pay-TV und die Öffentlich-rechtlichen


Tolle Erfindung, die privaten Sender, von denen einige ja kostenlos zu empfangen sind, als Pay-TV zu bezeichnen. 

Da kann man schön davon ablenken, dass ARD und ZDF und die Dritten etc. per Zwangsabgabe von jedem finanziert werden müssen. Der Hinweis ist zwar nicht neu, wird aber immer noch zu wenig beachtet. Es lohnt sich hinzusehen, was mit dem Zwangsbeitrag, nun Haushaltsabgabe genannt, gemacht wird. 

Ausserdem steht die Entscheidung des Verfassungsgericht aus, das Bundesverwaltungsgericht hielt die Verfassungsmässigkeit für gegeben (erschliesst sich mir nicht, dass ein Verwaltungsgericht darüber entscheidet, ob etwas verfassungsgemäss ist). 

Im übrigen haben wir in Deutschland keine Verfassung, sondern ein Grundgesetz.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Ohne Kopftuch bei den Saudis - Ursula von der Leyen


Endlich mal eine Vertreterin unseres Landes, die sich in islamisch regierten Ländern ohne Kopftuch präsentiert, ganz im Gegensatz zu Claudia Roth (Iran-Besuch, Januar 2015). Bei ihrem Besuch in Saudi-Arabien, bei dem es anscheinend nicht in erster Linie um Rüstungsexporte ging, fiel sie mit offenem Haar und im Hosenanzug auf.

Wenn das mal kein guter Anfang ist. 

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Beliebte Worthülsen

In den letzten Monaten sind zahlreiche Wortwendungen aufgetaucht, die immer mehr Eingang in das tägliche Schlagzeilengewitter finden. Dahinter befinden sich entweder bewusst unscharf gehaltene Allgemeinplätze oder die wahre Absicht kaschierende oder beschönigende Ausdrücke. 

Der geneigte Leser wird jedoch unschwer feststellen, was sich genau dahinter verbirgt 

"Unklar" - 

Beispiel:

Nach Auskunft der Polizei (oder der Behörden) ist das Motiv des Täters noch unklar.

Bedeutung:

Keine, Aussagewert praktisch gleich null. Tatsache: Die Polizei oder die Behörden haben keine Ahnung. Taucht oft in Verbindung mit "zunächst auf, also "zunächst noch unklar". Damit weiss man auch nicht mehr.

"Generalverdacht" 

Beispiel: 

Nach den jüngsten Gewalttaten in Deutschland hat die Bundesregierung davor gewarnt, Flüchtlinge generell unter Terrorverdacht zu stellen.

Die meisten Bürger in diesem Lande würden im Traum nicht auf die Idee kommen, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Was die Bürger umtreibt, ist wie mit dem Thema umgegangen wurde und wird (BAMF, soziale Leistungen, unkontrollierter Zustrom, Unfähigkeit der Regierungen und der EU-Behörden etc.) und ob gewisse Einwanderer nicht doch öfter straffällig werden, als Hiergebliebene.

Bedeutung:

Ablenkung, Schuldzuweisung an Bürger, die angeblich Generalverdacht äussern, Zeitgewinn.

„Populismus“ 

Beispiel:

Populist, meist in Verbindung mit Rechts-Populist, seltener mit Links-Populist. Früher als Bürger bezeichnet. Heute scheinen sie überall zu sein, natürlich immer in der falschen politischen Ecke.
Man muss sie bekämpfen, da sie gefährlich sind und (s.o.) andere unter Generalverdacht stellen oder Lügen verbreiten.

Bedeutung:

Ablenkung, Schwäche der eigenen Position, Zeitgewinn, Diffamierung, Ausgrenzung.

Fragen: Wo kommen die jetzt plötzlich alle her, wo waren die vorher, warum hat die keiner bemerkt, was haben wir übersehen?

„In alle Richtungen“ 

Beispiel:

Die Polizei ermittelt in alle Richtungen.

Bedeutung:

Da dies eine Selbstverständlichkeit darstellt, soll die Formulierung das Tätigwerden eifrig ermittelnder Beamter suggerieren, die aber offenbar noch gar nicht angefangen haben oder sich noch mit Kompetenzen und Zuständigkeiten befassen.


„Schwarze Null“

Beispiel:

Schäuble lässt sich für die Schwarze Null feiern (Tagesschau 6.9.16).

Erstens hat die Tatsache, dass Deutschland einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann, nichts mit Herrn Schäuble zu tun. Ohne die günstigen Wachstumsbedingungen der Wirtschaft und dem Stellenaufbau, für den die Regierung aber auch gar nichts kann, wären die Steuermehreinnahmen, über die sich der oberste Kassenwart freuen kann, nicht zustande gekommen. Und ohne die Niegrigzinspolitik der EZB würden die zusätzlichen Zinskosten zwischen 30 und 50 Mrd. € jährlich liegen. 

Man kann sich also bei den Bürgern und bei Herrn Draghi bedanken, sonst hätten wir nicht einmal Geld, um die Löcher in den Strassen zu reparieren. Andererseits verlieren die vielen Sparer durch wegbrechende Zinseinnahmen ungefähr dass, was der Staat an Zinskosten spart. Auch interessant, oder?

Bedeutung:

Eigenlob, dickbackige Überheblichkeit, vor allem gegenüber gegenüber Ländern, die ohne schwäbische Sparbuchmentalität aufgewachsen sind, unverdiente Meriten

„Paket“

Kaum ein Jahr vergeht, an dem nicht ein neues Paket geschnürt wird.

Reformpaket, Steuerentlastungspaket (kommt aber nie an, weil nicht abgeschickt), Asylpaket, Sicherheitspaket, Umschuldungspaket usw.

Würde man Päckchen sagen, erntete man wohl sicher Gelächter. Doch der Inhalt dieser verschiedenen Pakete ist meist heisse Luft oder äusserst bescheiden.

Bedeutung:

Jetzt kommt was ganz Grosses, wir haben all unsere Expertise hineingesteckt, ein grosser Wurf ist gelungen, Probleme wurden dauerhaft gelöst.

Realität:

Das Gegenteil ist der Fall. Bis das Paket durch die verschiedenen Hände gegangen ist, die daran schnüren, bliebt nicht mehr viel übrig ausser ein wenig Packpapier und ein dünner Bindfaden und es gehen Monate oder gar Jahre ins Land. Der Bürger wurde jedoch beschwichtigt, hingehalten, zufrieden gestellt.


„Energiewende“

Beispiel:

Das Ziel der Energiewende ist es, das Zeitalter der erneuerbaren Energien so schnell wie möglich zu erreichen. Und gleichzeitig den Preis für Strom bezahlbar zu halten (bundesregierung.de, 8.12.16).

Realität:

Tatsächlich steigen die durchschnittlichen Verbraucher-Strompreise seit Jahren ganz erheblich an, während der Preis an den Strombörsen fällt.

Eine gute Organisation einer Energiewende sieht anders aus. Es fehlen neue Stromtrassen, Windenergie kann teilweise nicht ins Netz geleitet werden, an Dunkeltagen muss sogar Strom importiert und Reservekraftwerke müssen angeschaltet werden.

Ein Netz an Ladestationen oder ein vergleichbares Konzept für E-Mobilität fehlt völlig. Da wartet man lieber bis Toyota und Kia u.a. uns den Markt wegschnappen.

Richtig müsste es also heissen: Energieabenteuer oder wie schaffen wir einen subventionierten Markt für Investoren, ohne dass es einer merkt.

Wird fortgesetzt, sobald ich neuen Platz geschaffen habe.






Samstag, 12. November 2016

Zitate II


Immer noch aktuell, Zitate von H.L. Mencken 

(1880 - 1956)



When a new source of taxation is found it never means, in practice, that the old source is abandoned. It merely means that the politicians have two ways of milking the taxpayer where they had one before. 


For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong. 


War will never cease until babies begin to come into the world with larger cerebrums and smaller adrenal glands. 


Whenever you hear a man speak of his love for his country, it is a sign that he expects to be paid for it. 




A politician is an animal which can sit on a fence and yet keep both ears to the ground.




It is impossible to imagine the universe run by a wise, just and omnipotent God, but it is quite easy to imagine it run by a board of gods. 







Mittwoch, 9. November 2016

Präsidentschaftswahlen USA - Gedanken nach der Wahlnacht


Prognosen

Wie beim Brexit lagen auch dieses Mal alle Vorhersagen und die Börsen völlig daneben. Da zeigt sich wieder, dass Prognosen schwierig sind, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen. Dieses Bonmot wird abwechselnd Karl Valentin, Niels Bohr oder Mark Twain zugeschrieben. Wie dem auch sei, die Welt wird immer komplexer, statt einfacher, und gerade die Experten, die tatsächlich oder vermeintlich zu genauer Analyse befähigt sind, irren häufig. Ob es sich dabei um Wahlprognosen, Börsenentwicklungen, Flüchtlingsströme, Sportereignisse usw. handelt, spielt keine Rolle. Je ausgeprägter das Expertentun, so pointierter sind die Prognosen, was natürlich Medienwirksamkeit garantiert. Und um das scheint es zu gehen, weniger um die Sache selbst. Wir sind eine Spezies geworden, die primär auf Vermarktung aus ist und auf Aufmerksamkeit, die sozialen Medien belegen dies ganz deutlich.

Was ins Hintertreffen gerät, ist die Auseinandersetzung mit Themen, mit Problemen, das Führen von Diskursen, die abwägen und nach Lösungen suchen.

Zurück zu den USA.

Wahrscheinlich wird alles nicht so heiss gegessen, wie es heute nacht gekocht wurde und Trump versucht, einen auf Präsident zu machen oder Landesvater. Sein letztes Statement, nämlich Präsident für alle Amerikaner zu sein, könnte darauf hin deuten. Ob er auch die Schwarzen und die Latinos gemeint hat, wird sich bald zeigen.

Politikmüdigkeit

Nach meinem Dafürhalten hat Donald Trump den Sieg über Hillary Clinton davon getragen, weil sich in den USA, wie übrigens auch in grossen Teilen Europas, eine Politikmüdigkeit eingestellt hat. Genauer gesagt: Man ist der Politiker überdrüssig geworden (Merkel, Cameron, Hollande und viele andere)

Jahrelange Hängepartien zwischen Präsident und Senat (Obamacare, Guantanamo u.a.) prägten die Szenerie. Da kommt natürlich ein Kandidat, der auf alles eine einfache Antwort parat hat, gerade recht. Zudem kann er sich, im Gegensatz zu Obama, auf eine breite Mehrheit im Senat und Repräsentanten-haus stützen und die Besetzung des Supreme Court, des oberstes US-Gerichts, durch Ernennungen von Richtern nach seinem Gusto gestalten (die Republikaner haben wohlweislich die letzte Nominierung eines Richters monatelang verschleppt).

Wie Trumps Lösungen aussehen, weiss keiner, vielleicht nicht einmal er selbst. Aber er wird sich einarbeiten und auf einen Stab stützen (müssen), alleine regieren kann er nicht. Die Mehrheit der US-Wähler dachte wohl, jetzt soll mal ein Anderer ran, vielleicht kann er es besser als die Etablierten, die immer nur reden, sich die Taschen vollstopfen usw., aber das Land nicht nach vorne bringen. 

Obama wird ganz sicher als einer der besseren Präsidenten in die Geschichte eingehen, insbesondere dann, wenn man berücksichtigt, wieviel Gegenwind er im Kongress hatte.

Webfehler der Verfassung?

Dass eine solche Blockadepolitik möglich ist, kann ich nur als Fehlentwicklung in demokratischen Verfassungen bezeichnen. Am obigen Beispiel (Obama, Kongress) und an den Verhältnissen bei uns (Bundestag vs. Bundesrat) lässt sich ablesen, wohin das führt, wenn zwei Verfassungsorgane gegeneinander arbeiten:


  • Ein klares Votum der Wähler (Regierungsauftrag) kann nicht umgesetzt werden
  • Formelkompromisse, teure Koalitionsabsprachen, auch prägnant als Kuhhandel bezeichnet treten vermehrt auf
  • Drängende Probleme bleiben erst mal liegen oder werden in die Zukunft geschoben (gerne: nächste Legislaturperiode, wie bei Steuer- und Rentenreform praktiziert)
  • gestaltendes Regieren und nachhaltige Politik kaum möglich, Nachbessern die Regel (Hinterher-Regieren)
Das ruft Vereinfacher, Populisten, Prediger usw. auf den Plan, denen in unseren Medien (Stichwort: Aufmerksamkeit, und zwar nicht nur der Teilnehmer, sondern vor allem der Plattformen, wie TV-Sender, Presse usw.) eine exponierte Bühne geboten wird. Ohne Rücksicht auf Qualität, Wichtigkeit und Lösungsorientiert-heit, Hauptsache, die Quote stimmt.

Dass sich hier viele abwenden von diesem unwürdigen Schauspiel, vor allem auch jene, die etwas beitragen könnten, liegt auf der Hand. Darunter leidet, wie man in vielen Ländern sehen kann, der Ruf der Demokratie.

Eine funktionierende Demokratie setzt aber m.E. unter anderem voraus:

  1. Mündige und gebildete Bürger, die sich eine Meinung bilden können, die kritisch mitdenken und an politischen Prozessen teilnehmen
  2. Eine effiziente Verfassung (da haben wir, wie viele Kritiker meinen, einige Baustellen, aber nicht die auf den Autobahnen)
  3. Einen schlanken Staat und keinen schwerfälligen, teuren und paralysierenden Apparat aus 16 Föderationen (Deutschland)
  4. Eine Ethik, die Staatsziele und das Streben nach Glück und Wohlstand des Einzelnen in Einklang bringt und nicht primär die Entwicklung einer kleinen Schicht Gewinner und Wohlhabende und eine grosse Zahl von Verlierern, auch in globalem Massstab
  5. Nachhaltiges Wirtschaften, an dem alle Generationen teilhaben können und müssen

Gedanken zur Demokratie und einer neuen Ethik werden fortgesetzt, Leser-Beiträge willkommen.








Dienstag, 8. November 2016

VW und Audi im Abgasstrudel

Wie vom CARB (California Air Resources Board), der Emissionsschutzbehörde Kaliforniens, kürzlich zu erfahren war, soll die VW-Tochter Audi stärker in den Abgasskandal verstrickt sein als bislang bekannt. 

Verschiedene Medien berichten  von der Entdeckung einer weiteren illegalen Softwarefunktion durch die kalifornische Umweltbehörde CARB im Sommer dieses Jahres. Betroffen war ein Audi mit V6-Motor. Dieses Programm habe Audi auch für die Manipulation von CO2-Werten für Diesel und Benziner in Europa verwendet. Dem Bericht zufolge konnten bestimmte Audi-Modelle mittels einer sogenannten Lenkwinkel-Erkennung unterscheiden, ob sie auf einem Rollenprüfstand sind oder auf der Straße fahren. Wird das Lenkrad nach dem Start nicht bewegt, aktiviert sich in Automatik-Getrieben ein Schaltprogramm, mit dem besonders wenig CO2 ausgestoßen wird. Dreht der Fahrer das Lenkrad dagegen, deaktiviert sich diese „Aufwärmstrategie“. Das Fahrzeug läuft daraufhin mit einem anderen Schaltprogramm, das mehr Kraftstoff und CO2 verbraucht.
Weder Volkswagen noch Audi wollten den Bericht kommentieren. In Ingolstadt verwies man auf die laufenden Gespräche mit den US-Behörden.
Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass weder unser Bundesverkehrsministerium noch das Kraftfahrtbundesamt davon nichts mitbekommen hat oder haben will. 

Samstag, 3. September 2016

Der Wolf als Umweltgestalter - eine ökologische Kettenreaktion


Neulich stiess ich auf eine Nachricht, die mich sehr überrascht hat und die zeigt, wie wenig wir über die Natur doch wissen, während wir uns doch als Spezies für unglaublich schlau halten und der Umwelt Dinge zumuten, die - gelinde gesagt - unüberlegt und töricht sind, wenn man auf das Ende sieht.

Im Jahre 1995 wurden im Yellowstone Nationalpark 14 Wölfe aus Kanada wieder eingebürgert. Ein Jahr später nochmals 17 Wölfe. Dem vorangegangen waren Jahrzehnte heftiger und kontroverser Diskussionen zwischen Regierung und Jägern, Farmern und des U.S Fish und Wildlife Service.



Quelle: https://www.nps.gov/yell/planyourvisit/index.htm






Nachdem die letzten Wölfe um das Jahr 1920 geschossen worden waren, entwickelten sich die Neuankömmlinge wie erwartet und legten bald an Zahl zu. Die jetzige Population dürfte bei rd. 100 Wölfen in 11 Rudeln (Rudelgrösse zwischen 2 und 14 Wölfen, Zahlen von 2014 https://www.nps.gov/yell/learn/nature/upload/2014-wolf-report.pdf).



Quelle: http://www.nathab.com/us-national-parks-tours/yellowstone-winter-photo-tour/

Das war aber nicht der einzige Effekt, der ausserdem ja zu erwarten war. Es gab eine ganze Reihe von Veränderungen, von den einige doch sehr zu denken geben. Zunächst nahm die Zahl des Rotwildes ab, dessen Population sich von rd. 20.000 auf 10.000 verringerte.

nachstehende Fotos: http://www.yellowstonepark.com





Die Zahl der Bäume in den Tälern und Flussniederungen nahm beträchtlich zu. Nachdem an diesen Stellen kaum noch junge oder jüngere Bäume gewachsen waren (die verbliebenen waren rd. 70 Jahre alt, was sich dem dem Verschwinden des Wolfes zeitlich deckt), waren innerhalb weniger Jahre wieder viele Espen, Weiden und Pappeln nachgewachsen und bildeten Baumgruppen und Wäldchen, zwischen denen auch Büsche und Sträucher wachsen konnten. Diese Vegetation war vom Rotwild immer wieder abgefressen und kurz gehalten worden. Die Hirsche und Elche zogen sich nun mehr in Gegenden zurück, in denen sie vor den Wölfen sicherer waren oder sich besser verstecken konnten.



Die neu treibenden Baumschösslinge sorgten auch dafür, dass Biber wieder heimisch wurden, die Weidenholz bevorzugen, und ihre Dämme und Burgen bauten, was wieder den Lauf der Flüsse veränderte. Vormals schnell abfliessendes Wasser staute sich, bildete kleinere Teiche und ruhigere Flachwasserzonen, was die Anzahl und Varietät von Amphibien und Fischen erhöhte.



Bären fanden wieder zusätzliche pflanzliche Nahrung an beerentragenden Sträuchern und profitierten auch von den Jagderfolgen der Wölfe, da diese nach der ersten Sättigung an der Beute oft den Kadaver liegen liessen. Dies lockte auch Vögel wie Seeadler, Steinadler, Raben und Elstern an.



Die Wölfe hielten auch die Kojoten in Schach, was dazu führte, dass der Rotfuchs und viele kleinere Nager wieder heimisch wurden. Die nun durch Baumbewuchs gesicherten Uferzonen von Flüssen und Bächen waren nun weniger erosionsgefährdet, die Wasserläufe stabilisierten sich, die Vielfalt an Blumen und Sträuchern nahm soweit zu, dass wieder 30 weitere Singvogelarten und viele Insekten im Park auftauchten, die vorher verschwunden oder nur selten anzutreffen waren.

Der im Park tätige Biologe William J. Ripple, Professor für Botanik an der Oregon State University, ist überzeugt vom "Wolf-Effekt". Er schreibt diese Veränderungen, die nun unübersehbar sind, nicht klimatischen Effekten oder anderen Dingen zu, sondern ist davon überzeugt, dass der Wolf mit seinem Wiederauftauchen im Park eine ganze biologische Kettenreaktion in Gang gesetzt hat, die ihn immer wieder selbst überrascht und mich ebenso.